Tag der kommunalen Jobcenter 2024
19./20.9.2024
Tagungswerk, Lindenstr. 85, 10969 Berlin
In einer sich stetig wandelnden Gesellschaft, in der technologische Fortschritte und soziale Veränderungen das tägliche Leben prägen, steht auch die Sozialverwaltung und mit ihr die Jobcenter vor neuen Herausforderungen und Chancen. Der diesjährige Tag der kommunalen Jobcenter widmete sich der Frage, wie die Sozialverwaltung der Zukunft aussehen könnte und welche Schritte die kommunalen Jobcenter bereits jetzt unternehmen können, um dieser Vision näherzukommen.

Der Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Ronnie Schöb, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium für Finanzen, markierte den thematischen Auftakt. Vor dem Hintergrund der Frage, wie sich die vielfältig verschränkten und oft unabgestimmt nebeneinander bestehenden Sozialleistungen vereinfachen und anders strukturieren lassen, präsentierte er verschiedene Ansätze für eine Neuausrichtung des Bürgergeldes auf der einen und des Systems aus Wohngeld und Kinderzuschlag auf der anderen Seite.

Diese Thesen wurden in dem darauffolgenden Podiumsgespräch diskutiert, und zwar mit Dr. Klaus Bermig (Leiter der Unterabteilung SGB II im BMAS), Dr. Markus Mempel (Deutscher Landkreistag) und Elena Weber (Diakonie Deutschland). Dabei wurde schnell klar: Es gibt für das von Schöb so beschriebene Sozialstaatsdilemma in Bezug auf die nebeneinander bestehenden Systeme von Bürgergeld und Wohngeld gerade bei den Arbeitsanreizen bzw. der Anrechnung von Einkommen keine einfachen und politisch ohne Weiteres umsetzbaren Lösungen. Der Bogen wurde aber auch noch weiter gespannt bis hin zur noch größeren Frage der stetig wachsenden Komplexität, bürokratischen Erfordernisse und wechselseitigen Abhängigkeiten der verschiedenen Sozialleistungssysteme untereinander, die ein mittlerweile kaum noch überschaubares und aus Bürgerperspektive durchschaubares Maß angenommen haben.
In einem zweiten Teil des ersten Veranstaltungstages wurden organisatorische Ansätze für die kommunalen Jobcenter thematisiert und einem Praxischeck unterzogen. Dr. Corinna Funke (gfa I public) präsentierte Thesen zur Digitalisierung der kommunalen Jobcenter und befasste sich dabei mit praktischen Themen von Organisation über Technologieentscheidungen bis hin zur Personalpolitik.

Das sich daran anschließende Podiumsgespräch vertiefte diese Fragen und griff dabei auch Kommentare und Impulse aus dem Publikum auf – dies wiederum über das bei dieser Veranstaltung langjährig bewährte Onlinetool slido. In der Diskussion standen Thomas Lenz (Kommunales Jobcenter Stadt Wuppertal), Tanja Naumann (Kommunales Jobcenter Kreis Steinfurt) und Manuela Ramming (Kommunales Jobcenter Stadt Erlangen) Rede und Antwort und illustrierten sehr anschaulich ihren bisherigen Weg hin zu einem digitalen Jobcenter und stellten dabei insbesondere die damit verbundenen Herausforderungen, Chancen und Potenziale dar.

Darüber hinaus bot der Tag der kommunalen Jobcenter wieder fünf Zukunftswerkstätten an, in denen sich die Vertreter der kommunalen Jobcenter mit ganzheitlicher Digitalisierung, interkommunaler Zusammenarbeit, Schnittstellenmanagement – etwa mit Blick auf den Übergang FbW/Reha –, dem BASS-Studiengang der Hochschule Fulda und dem wichtiger werdenden Thema IT-Sicherheit befasst und gemeinsam an diesen Themen arbeiten konnten. So war der Tag der kommunalen Jobcenter auch in diesem Jahr die ideale Plattform, um bewährte Praktiken, Erfahrungen und innovative Ansätze miteinander zu teilen und neue Impulse aufzunehmen.